- Aortenstenose
Beide, europäische und nordamerikanische Leitlinien für die Behandlung von Herzklappenerkrankungen1-3 definieren eine schwere Aortenstenose (AS) primär über die transvalvuläre Geschwindigkeit, den mittleren Gradienten und die Klappenfläche. Übereinstimmend wurden Cut-offs bei 4 m/s für die Spitzengeschwindigkeit, 40 mm Hg für den mittleren Gradienten und 1,0 cm2 für die Aortenklappenfläche festgelegt. Diese Cut-offs sind seit vielen Jahren unverändert geblieben und werden sowohl in der klinischen Praxis als auch in Forschungsstudien zur AS verwendet.
Die Beurteilung des Schweregrades der AS erfordert eine ganze Reihe von Überlegungen. Es ist bekannt, dass transvalvuläre Druckgradienten flussabhängig sind, mit der klinisch wichtigen Konsequenz, dass Patienten mit schwerer AS bei reduziertem transvalvulärem Fluss Geschwindigkeiten unter 4 m/s und mittlere Gradienten von weniger als 40 mm Hg aufweisen können. Dies unterstreicht die Bedeutung der Schätzung der Klappenfläche bei der Beurteilung der AS und ist der Grund, warum die AS per Definition als schwer eingestuft werden kann, wenn nur die Klappenfläche kleiner als 1,0 cm2 ist, während Geschwindigkeit und Gradient unter den empfohlenen Grenzwerten bleiben (d. h. „schwere AS mit niedrigem Gradienten“).1-3 Obwohl die Klappenfläche aus theoretischer Sicht tatsächlich das ideale Maß zur Quantifizierung der AS sein kann, bleibt ihre Beurteilung in der klinischen Praxis bedienerabhängig und weniger robust als die Gradientenschätzungen. Daher empfehlen aktuelle Leitlinien, dass die Klappenfläche allein mit absoluten Cut-off-Punkten nicht für die klinische Entscheidungsfindung herangezogen werden sollte, sondern immer in Kombination mit der Flussrate, den Druckgradienten, der ventrikulären Funktion, der Größe und Wanddicke, dem Grad der Klappenverkalkung und dem Blutdruck sowie dem funktionellen Status betrachtet werden sollte.1 3
Die Untergruppe der ‚Low-Gradient-AS‘ und die Entscheidung, ob bei diesen Patienten tatsächlich eine schwere AS vorliegt, ist in der klinischen Praxis zu einer besonderen Herausforderung geworden. Dies war Anlass für ein ausführliches Empfehlungspapier der European Association of Cardiovascular Imaging gemeinsam mit der American Society of Echocardiography …