Beschreibung
Eine 69-jährige Frau stellte sich in ihrer örtlichen Kopf- und Halsklinik mit einer 6-monatigen Vorgeschichte von rechtsseitigen Halsschmerzen und intermittierender Dysphagie vor, wobei die Stimme normal war. Bei der Untersuchung zeigte sich eine längliche, pulsierende Läsion in der rechten posterolateralen Pharynxwand, die am Übergang zwischen Oropharynx und Nasopharynx begann und sich bis zum Valleculum ausbreitete. Die flexible Nasendoskopie war ansonsten normal. Ihre Anamnese umfasste Asthma, gastroösophagealen Reflux, Bluthochdruck und eine Tonsillektomie. Sie ist Nichtraucherin und trinkt gelegentlich Alkohol.
Die CT-Angiographie zeigte eine gewundene rechte Arteria carotis interna (ICA), die sich auf Höhe des Oropharynx nach medial schlängelte und in die rechte Pharynxwand eindrang, bevor sie nach lateral zurückkehrte, um in ihrer normalen anatomischen Position in den Carotiskanal einzutreten (Abb. 1 und 2). Die Bildgebung zeigte einen normalen Aortenbogen, kein weiteres Aneurysma einer Gefäßanomalie und die linke Halsschlagader war völlig normal.
CT-Scan: koronaler Schnitt mit Darstellung der gewundenen rechten inneren Halsschlagader (Pfeil).
CT-Scan: axialer Schnitt mit gewundener rechter innerer Karotisarterie (Pfeil).
Eine aberrante zervikale ICA mit Bezug zur Rachenwand1 2 soll zwischen 0,2 und 2 % der Bevölkerung betreffen. Die Mehrheit ist asymptomatisch3; dieser Patient stellte sich ungewöhnlicherweise mit intermittierender Dysphagie und Halsschmerzen vor. Es wird vermutet, dass das Symptom der Dysphagie dieses Patienten sekundär zu einer Globusempfindung innerhalb des Oropharynx ist, angesichts der Empfindlichkeit dieser anatomischen Region. In anderen Fällen werden Symptome wie pulsierende Masse, Heiserkeit, Schmerzen, obstruktives Rachengefühl2 4 und seltener Dysphagie5 6 berichtet; leichter Husten, Globusgefühl und Aspiration5 können ebenfalls auftreten. Selten können sich Patienten mit vorübergehender Blindheit, objektivem Tinnitus,6 7 Pharyngitis8 oder Halsmasse präsentieren.8
Eine gewundene ICA ist eine wichtige Differenzialdiagnose bei Verdacht auf Peritonsillarabszess und parapharyngeale Neoplasie aufgrund der Notwendigkeit einer Feinnadelaspiration oder Biopsie und des damit verbundenen Risikos einer größeren Blutung. Obwohl selten, ist das Bewusstsein für diese anatomische Anomalie entscheidend für die Vermeidung von Morbidität und Mortalität. Einige Fälle berichten von Veränderungen der ICA, die während chirurgischer Eingriffe gefunden wurden, und von vorsichtigen Anpassungen, die nachträglich während der Operation vorgenommen wurden.6 In einem Fall wurde eine ICA 1 cm links von den Tonsillen während einer Tonsillektomie entdeckt; dies unterstreicht die greifbaren Risiken für diese Patienten.6 Darüber hinaus zeigt die Forschung die Tortuosität der ICA als Risikofaktor für einen zerebralen ischämischen Schlaganfall.9
Das Risiko einer Tortuosität der Halsschlagader sollte vor neurochirurgischen Eingriffen bedacht werden, wie Brachlow et al.10 nach dem Tod eines 30-jährigen Mannes beschrieben, der nach einer Drehung des Kopfes für die chirurgische Positionierung eine zerebrale Ischämie und den Hirntod erlitt.
Zusätzlich gibt es anästhesiologische Risiken zu bedenken. Obwohl selten, kann die Intubation bei Patienten ohne torturale ICA eine iatrogene Schädigung des Pharynx darstellen,11 12 was das Potenzial für massive Blutungen bei zervikalen torturalen ICA erhöht.11
Das multidisziplinäre Gefäßteam kam zu dem Schluss, dass es sich bei diesem Fall um eine normale Variante handelte, die keine weitere vaskuläre Untersuchung oder Intervention erforderte.
Lernpunkte
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Eine gewundene zervikale innere Karotisarterie sollte Teil der Differentialdiagnose für jede pharyngeale Masse sein.
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Zu den auftretenden Symptomen können Heiserkeit, abnormes Rachengefühl, Halsschmerzen und Dysphagie gehören.
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Eine pulsierende Masse sollte vor einem Eingriff oder Verfahren gründlich mit einem CT-Angiogramm untersucht werden.